Michael Hoff, Urenkel des Firmengründers der Straßenbaufirma Richard Hoff & Söhne in Husum, rechnete auf seiner Homepage bitterböse mit dem deutschen Bürokratie-Irrsinn ab. Der 46-Jährige verkündete, dass er den Familienbetrieb nach 98 Jahren wegen der überbordenden Bürokratie dichtmacht. Inzwischen hat er sich als Digitalberater in der Baubranche selbstständig gemacht.
Die Auflistung der Blüten, die der Amtsschimmel in dessen Unternehmen trieb, liest sich wie ein „Aktenordner-Albtraum“. Ein paar Beispiele gefällig?
- „Nachdem wir die Datenschutzverordnung umgesetzt, die Geschäftsprozesse GoBD-konform installiert hatten, konnten wir Mitarbeiter einstellen, die wir über die ordnungsgemäße Dokumentation der Arbeitszeiten, das Mitführen der Ausweisdokumente und das Nutzungsverbot von Betriebsfahrzeugen für private Zwecke schriftlich unterwiesen.“
- „Wir erstellten eine Gefährdungsbeurteilung für den Betrieb und haben für die Mitarbeiter Sicherheitsunterweisungen gehalten und diese dokumentiert. Weiter mussten wir dann explizit darauf hinweisen, dass die MA sich bitte einen Hut bei Sonne aufsetzen sollten und sich mit Sonnenschutz eincremen mussten. Vorsorglich wurden Termine für ärztliche Untersuchungen angeboten und gebucht.“
- „Nun wurde noch schnell ein Ersthelfer, ein Maschinenbeauftragter, ein Datenschutzbeauftragter, eine Fachkraft für Arbeitssicherheit und ein Brandschutzbeauftragter ausgewählt, ausgebildet und bestellt. Weiter einige Mitarbeiter schriftlich als Baumaschinenführer eingewiesen, unterrichtet und natürlich schriftlich bestellt.“
Doch damit nicht genug mit den geforderten Vorschriften: GEMA-Gebühren für die Telefonschleife, 20 Lohnarten pro Abrechnung, Spesenbescheinigungen, Hinweise auf innerbetriebliche Altersvorsorge, Anmeldung und Eintragung beim Transparenzregister, FACTA-Selbstauskunftsmeldung und etliche Zertifikate und Fremdüberwachungsverträge abgeschlossen (schließlich dürfe man ja der Qualifikation von Meistern und Ingenieuren nicht mehr trauen).
Summa summarum riss beim Mittelständler Ende vergangenen Jahres der Geduldsfaden – Er wusste keinen Ausweg, als seinen Familienbetrieb schweren Herzes zu liquidieren. Das Fazit von Michael Hoff: „Es läuft leider generell etwas sehr schief: Die Bürokratie ist für einen Handwerksbetrieb derzeit nicht mehr zu bewältigen; zumindest nicht, wenn man alle Gesetze, Verordnungen und Vorgaben berücksichtigen und vollständig einhalten möchte.“
Mein Fazit: Diese Schilderungen eines mittelständischen Unternehmers lassen mich ohne Worte zurück. Empfindet auch ihr so und macht ähnliche Erfahrungen? Schreibt mir gerne eure Meinung an maderner@syburger.de.