Es kam, wie viele existenzbedrohte Unternehmen befürchteten: Eine klare Exitstrategie wurde nicht verkündet. Jetzt bleibt – bis auf die Frisörläden am 1. März und die Schulen (Ländersache) – erstmal alles im Shutdown bis zum 7. März. Das zerrt an den Nerven, oder? Das wollte ich in meinen zahlreichen Telefonaten mit Branchenvertretern wissen. Ein klares „Ja“, kommt etwa von Joachim „Joe“ Schmidt, Inhaber eines Reisebüros im hohenlohischen Künzelsau, das er vor kurzem um das Motorradbekleidungs-, Zubehör- und Accessoiresgeschäft MoFa Lounge erweitert hat.
Ich fragte ihn, ob er uns mit ein paar Zeilen an seiner gegenwärtigen Gedanken- und Gefühlswelt teilhaben lasse. Joe willigte ein: „Was uns die Politiker hier zumuten, ist unter aller Kanone! Klar sind es schwierige Entscheidungen. Aber wenn man mal anschaut, wo Deutschland immer stehen will, wenn es um Größe und Können geht, muss man hier klar sehen, dass wir im Ranking mit anderen Nationen allenfalls noch einen Platz im Mittelfeld einnehmen. Ich finde: Wenn man verfolgt, was die Regierung zum Thema Corona angestoßen hat und welche Erfolge das zeigte, dann wäre dieses Unternehmen auf dem freien Markt längst verschwunden.
Es ist ja nicht so, dass sich hier eine einzige Person mit einem Thema beschäftigt und einen Plan ausarbeiten muss der danach funktioniert. Hier gibt es die Möglichkeit, Experten zu Rate zu ziehen. Aber egal, was die Bundesregierung macht, es funktioniert einfach nicht. Ob es das Thema am Flughafen ist mit den Corona-Tests, die Einreise aus Österreich, das Thema Schulen und Impfzentren, geschweige denn der fehlende Impfstoff und noch viel schlimmer die finanzielle Unterstützung, ganz zu schweige von den seelischen Verletzungen, die man den ganzen Selbstständigen antut und verursacht. Natürlich auch bei den älteren Menschen, die keinen Besuch mehr im Altersheim haben oder Menschen die im Krankenhaus liegen und nicht besucht werden dürfen und und und. Die Liste der Missstände ist lang. Ich habe mir das Ergebnis des Coronagipfels angeschaut und war maßlos enttäuscht. Mittlerweile glaube ich den Verantwortlichen kein Wort mehr. 35 ist die neue 50? Innerlich sage ich mir jetzt schon, es wird wieder und wieder einen Grund geben, warum es sich verzögert.“
Dazu passt auch der Kommentar von Frank Racers Rider auf unserem Facebook-Kanal: „Da die Regierungen, in Deutschland und anderswo, nichts Konkretes vorschlagen, wie man den Lockdown beenden könnte, machen sie allein die Bürger für die Pandemie-Lage verantwortlich, weil sie angeblich die Regeln verletzen würden. Das stimmt aber nicht. Ich finde, es ist an der Zeit, sich zu positionieren. Wir brauchen nachvollziehbare und sinnvolle Maßnahmen in der Pandemiebekämpfung. Politiker und Bürger, hört die Signale: Halten wir zusammen und geben wir dem Virus keine Chance.“
Fazit: Aufrüttelnde Worte, lieber Joe und lieber Frank. Viele Dank dafür! Für die Zweiradbranche gilt es jetzt um so mehr, Kontakt zu den Kunden zu halten, auch wenn wir sie gerade nicht in den Showrooms begrüßen können und nur bedingt und kontaktlos Probefahrten anbieten können . Bieten wir ihnen digitale Beratung an – per Telefon und E-Mail oder per Facetime respektive WhatsApp-Video direkt am Fahrzeug. Kaufinteressierte können die Online-Konfiguratoren nutzen und sich ihr Traumbike zusammenstellen. Das individuelle Angebot des Händlers wird nicht lange auf sich warten lassen.
Vergessen wir nicht einen wichtigen Trumpf, den die Zweiradbranche hat: Die systemrelevanten Werkstätten sind weiterhin geöffnet. Eine perfekte Gelegenheit, um sich seine Maschine vor der neuen Saison durchchecken zu lassen. Bis Ostern und bei bis dahin steigender Impfquote und wärmerer Witterung, sollten wir das Virus so im Griff haben, dass dem Start der Motorradsaison 2021 an der frischen Luft nichts mehr im Wege stehen sollte. Glück auf!