Gerade unter Motorradfahrern, als besonders verletzliche Verkehrsteilnehmer, ist die Skepsis gegenüber sogenannten autonomen oder »selbstfahrenden« Autos verständlicherweise groß. Genährt wird die Sorge durch Zwischenfälle, bei denen Motorradfahrer durch Fehlfunktionen assistentengeleiteter Autos bereits zu Schaden kamen.
Zwar ist ein Szenario komplett fahrerlos über die Straßen brausender Autos noch weit davon entfernt, Realität zu sein, doch die immer weitere Verbreitung zahlreicher Assistenzsysteme bis hinein in die Kompaktklasse zeigt, in welche Richtung die Entwicklung geht. Nun hat die Testorganisation Euro NCAP erstmals systematisch Spurhalteassistent, Tempomat und Abstandsregeltempomat in Pkw von 10 Herstellern untersucht.
Was ist Euro NCAP?
Euro NCAP ist eine Organisation, die von europäischen Verkehrsministerien, Automobilclubs und Versicherungsverbänden gegründet wurde. Das Akronym steht für European New Car Assessment Programme (dt.: Europäisches Neuwagen-Bewertungs-Programm). Euro NCAP führt Crashtests mit neuen Automobiltypen durch und bewertet deren Sicherheit. Maximal werden fünf Sterne vergeben. Zunehmend findet auch die Funktion von Assistenzsystemen Eingang in die Bewertung. Weitere Informationen
Geprüft wurden die Modelle Audi A6, 5er BMW, DS 7 Crossback, Ford Focus, Hyundai Nexo, Mercedes-Benz C-Klasse, Nissan Leaf, Tesla Model S, Toyota Corolla und Volvo V60. Den Unterstützungsgrad der automatischen Abstandsregelung bewertete Euro NCAP beim DS und beim BMW als gering. Die Kontrolle lag in erster Linie beim Fahrer. Bei Audi, Ford, Hyundai, Mercedes, Toyota, Nissan und Volvo war das Verhältnis zwischen fahrerseitiger Kontrolle und Systemunterstützung ausgewogen, befand Euro NCAP. Dagegen besteht bei Tesla die Gefahr einer übermäßigen Abhängigkeit vom Assistenzsystem, da die Kontrolle in erster Linie beim Fahrzeug liegt.
Der Stand der Dinge: Autonomes Fahren
Einen umfangreichen Report zum Stand der Entwicklung beim autonomen Fahren hat TF-Autor Clemens Gleich in der Ausgabe TOURENFAHRER 08-2018 zusammengestellt. Der Beitrag ist als PDF verfügbar.
Als größte Herausforderung für Fahrerassistenzsysteme stellten sich Szenarien wie Einscheren und Ausscheren heraus. Beim Einscher-Test wechselt ein Fahrzeug von der benachbarten Fahrspur knapp vor dem Testfahrzeug auf dessen Spur. Hier wird eine Alltagssituation simuliert, und ein aufmerksamer Fahrer wird ein solches Manöver in der Regel frühzeitig erkennen und seine Geschwindigkeit entsprechend verringern. Beim Ausscher-Szenario verlässt ein vorausfahrendes Auto plötzlich seine Fahrspur, um einem stehenden Fahrzeug auszuweichen. Das System hat hierbei nur wenig Zeit, die Situation, respektive das Hindernis auf der eigenen Spur, zu erkennen und entsprechend zu reagieren.