Das Leserecho ließ nicht lange auf sich warten und eine Stimme stach dabei hervor. Sie stammte von Heiner Gangfuss, einer der beiden Geschäftsführer und Gesellschafter vom Yamaha-Zentrum Rhein-Ruhr-West in Oberhausen. Seit Januar 2022 steht ihm gleichberechtigt Damian Depta zur Seite, der den Laden einst allein weiterführen wird. Vielleicht dann, wenn Gangfuss sein 50jähriges Geschäftsjubiläum feiert, 47 Jahre hat er bereits auf seinem Motorradhändlerbuckel.
„Lieber Stephan, wir kennen uns nun schon viele Jahre. Ich habe Deine Tätigkeit stets aufmerksam und mit Interesse verfolgt. Du gehörst sicherlich zu den vielen, die ich vermissen werde, wenn ich nicht mehr Teil unserer aufregenden Branche bin.
Ich kann Susanne sehr gut verstehen. Bei mir sind es nun 47 Jahre voller „Abenteuer, Leidenschaft und Gemeinschaft“. Leidenschaft war lange Jahre eine der Voraussetzungen für geschäftlichen Erfolg in der Motorradszene und ich habe mein Geschäft immer mit großer Leidenschaft betrieben. Das ist sicherlich bei Susanne nicht anders und daher ist ihr „Abschied“" begleitet von Wehmut und Sentimentalität. Aber vergessen wir nicht, auch wir betreiben letztlich ein Geschäft.
Bei aller Passion müssen wir dennoch rechnen und kalkulieren. Sentimental werde ich, wenn ich an die vielen wunderbaren Kollegen denke, die ich während meiner Arbeit kennenlernen durfte, die aber in stürmischen Zeiten ihr Schiff nicht auf Kurs halten konnten. Diese Erfahrungen sollten nicht nur sentimental machen, sondern vor allem eine Lehre sein.
Aus unserer Passion ist ein hartes Geschäft geworden. „Bin ich noch gut genug für diesen Markt?“". So lautet die Frage, die sich heute jeder stellen sollte, der in unserer Branche unternehmerisch tätig ist. Wettbewerb ist eine der wichtigsten Triebfedern der Menschheit. Auch im Wettbewerb kann man sich selbst menschlich treu bleiben und sich Leidenschaft und Passion für das „zweitschönste Hobby“ bewahren. Leidenschaft schließt nüchternes und kaufmännisches Kalkül nicht aus.
„Zeitenwende“ war 2022 das Wort des Jahres und auch in unserer Branche haben die Zeiten sich geändert. Dem muss jeder von uns Rechnung tragen. Ein kaufmännisch tragfähiges Konzept und eine klar definierte Position im Motorradmarkt sind die Voraussetzung für die Fortführung unserer Betriebe. Wenn wir Nachfolger finden wollen, die unsere Unternehmen weiterführen, dürfen die Gedanken an unseren Ausstieg nicht dazu führen, dass wir zurückschalten und es uns bequem machen. Wir müssen im Gegenteil Dreh- und Schlagzahl hochhalten, um die „Braut“ für unsere Nachfolger attraktiv und begehrenswert zu machen. Wir müssen und sollten investieren bis zum letzten Tag und den „Level“" unserer Aktivitäten unvermindert hochhalten. Unsere Passion für die Sache ist dabei sicherlich hilfreich.
Herzliche Grüße aus dem Yamaha-Zentrum Rhein-Ruhr-West
Heiner Gangfuss“
Danke lieber Heiner für diese Zeilen. Dein Credo „Ein kaufmännisch tragfähiges Konzept und eine klar definierte Position im Motorradmarkt sind die Voraussetzung für die Fortführung unserer Betriebe“ ist ein gutes Leitmotiv zum Beginn des neuen Jahres. Nach unseren Hochrechnungen werden (und wollen) in den nächsten zehn Jahren fast ein Drittel aller Inhaber, Geschäftsführer und Chefs im Motorradhandel ihr aktives Geschäftsleben beenden. Wie schmückt ihre eure Braut? Schreibt mir gerne unter maderner@syburger.de.