Die Boeing 747 schwebte in Bengaluru, früher bekannt als Bangalore, ein. Die Megametropole ist das Zentrum der indischen Hightech-Industrie, aber auch Sitz eines der größten Zweiradhersteller der Welt, der TVS Motor Company. Mit rund 5 Millionen verkauften Einheiten jährlich ist TVS hinter Hero und Bajaj die Nummer drei in Indien, nur die chinesische Yadea-Group und Honda sind noch größere Player. Die Stadt ist eine gigantische Werkbank mit rund zwölf Millionen Einwohnern, rechnet man die angrenzenden Bereiche dazu, steigt die potenzielle Workforce der Bengaluru-Region sogar auf über 20 Millionen Menschen.
Der Empfang für uns Journalisten aus Europa war sehr herzlich, jedem von uns wurde ein riesengroßer Strauß herrlich bunter Rosen in die Hand gedrückt. Das zweitägige Programm hatte es in sich: Die Inder erklärten uns Journalisten aus Deutschland, Österreich, UK, Frankreich und Benelux, wie sie ihren Marktstart in Europa vorbereiten, dieser soll 2024 über die Bühne gehen.
Zwei Tage lang durften wir hinter die Kulissen der TVS Motor Company blicken. Zum Beispiel im modernen Werk Hosur mit der Forschungs- und Entwicklungsabteilung, dem Service- und Trainingszentrum oder dem Showroom. Auf dem Werksgelände befindet sich übrigens auch ein über 50 Hektar großer Vogelschutzpark, der auf die ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie des Konzerns einzahlt.
Als Chief Technology Officer haben die Inder 2023 den Deutschen Dr. Bernhard Heiming eingestellt. Der erfahrene Automobilmanager (unter anderem Ford, Porsche oder Jaguar Land Rover) führt ein Heer von über 1000 Ingenieuren und steht für deutsche Präzision, Innovationskraft und Organisationsstärke. Alle Produktionsanlagen sind auf dem neuesten Stand der Technik, alles sauber und clean, wie man es als Europäer so nicht erwartet hätte. Der gesamte Produktionskomplex in Hosur ist mehr Campus als Werk. Die Mitarbeiter bekommen kostenlos Mittagessen und es gibt sogar ein werkseigenes Krankenhaus für die Basic-Wehwehchen und eine allgemeine Gesundheitsfürsorge.
TVS hat 2020 die britische Motorradkultmarke Norton gekauft und produziert für BMW (seit 2013) die G-310er-Reihe sowie seit diesem Jahr die neue CE-02. Alle 45 Sekunden verlässt in Hosur ein Fahrzeug das Band, dafür der Umsatz von über vier Milliarden US-Dollar und die Zuwachsraten sind imposant. Nach Asien, Afrika und Südamerika steht nun der Markteintritt des indischen Giganten in Europa an – mit drei Motorrädern (TVS Ronin, TVS Apache RTR 310, TVS Apache RR 310) und zwei Rollern (TVS iQube S, TVS Ntorq 125). Ende des Jahres ergänzt der topp-schicke Elektroroller TVS X das europäische Line-up.
Ich durfte alle Bikes ausführlich auf einer indischen Kart-Bahn testen. Der erste Importeur für den französischen Markt ist gefunden: Emil Frey in der Schweiz und dies könnte auch der Name für den deutschen Importeur sein, denn die Fäden laufen beim europäischen Business Developer zusammen: Jan Breckwoldt.
Die Reportage meines Indien-Besuchs lesen Sie in der bike & buisness 3/20224, die am 1. April erscheint.