Hände weg vom Mofa-TÜV!

Inhalte, die im Internet veröffentlicht werden, haben bekanntlich einen Langzeiteffekt. Das gilt auch für die Zeilen meines Speedlogs vom 19. März 2021. Heute, gut zwei Jahre später, haben Sie »bike & business«-Leser Hans Kreutzer zu einem interessanten Brief animiert.

Damals thematisierte ich die Pläne für einen Mofa-TÜV, mit denen sich das Europaparlament beschäftigte.

Die Meinung des Zweiradfans dazu im O-Ton:

„Seit ich stolze 15 Jahre alt war und eine Lehre begonnen hatte, besitze ich ein Mofa und konnte damit in die Berufsschule fahren und zu meiner Arbeitsstelle. Wir waren damals froh, einen fahrbaren Untersatz zu haben. Dazu kam noch, dass die Versicherung relativ günstig war und man keine Steuern zahlen musste, geschweige denn eine gesetzliche Verkehrstauglichkeitsprüfung brauchte (TÜV). 
Warum auch, diese Teile waren einfach nur ein mit Motor angetriebenes Fahrrad mit Pedalen. Braucht ein Fahrrad TÜV? Nein. Auch die bis 50 km/h (damals) heute 45 km/h betriebenen 50-Kubik-Fahrzeuge brauchten keinen TÜV. Kontrolliert wurden die Teile doch eh‘ dauernd durch die Polizei. Wenn Bremse und Beleuchtung in Ordnung waren, was sollte dann noch daran sein, dass es nicht fahren durfte? Reifen abgefahren, das wäre schon vorher aufgefallen und man wollte selbst nicht auf die Schnauze fliegen, also hat man sich drum gekümmert, damit das stimmt und passt. Dann wurde schon der Führerschein für obige Fahrzeuge eingeführt. Man hatte keine anderen Probleme, rein schon wegen der ganzen Fahrschulen, deren Lobby in Deutschland ziemlich mächtig ist. Die konnte man damit weiterhin unwahrscheinlich aufrechterhalten. Und dann natürlich der Kontrollmechanismus, der bei dieser Entscheidung mitspielte. Jetzt kommen immer mehr kleine Pkw mit vier Rädern in den Umlauf, weil man ja sparen will (muss) mit Führerschein, aber immer noch ohne TÜV und nur mit einem kleinen Versicherungskennzeichen - geht ja gar nicht.
Da ist es nicht schwer, eins und eins zusammenzuzählen und darauf zu warten, was denn nun einem nicht sehr Schlauen, nicht in die Lehre gegangenen, sich nicht kaputt gerackert, immer in der Schule versagten und mit Spott verachtenden Kind, das in die Jahre gekommen war und in der Politik aufgefangenen Teenager einfällt, da könnten wir doch mal nachjustieren. Über den Verdienst wollen wir nicht sprechen.
Es ist mit den Mofas, Mopeds, Rollern (die betrifft es ja dann auch) und 45 km/h-Fahrzeugen, die schon Jahre vor Deutschland in Frankreich als Vorreiter gedient hatten und nicht viel passiert ist aufzunehmen und da einen TÜV zu verlangen. Wow – da muss man mal erst draufkommen. Wirklich wow.
Das Beste kommt vermutlich noch. Ich weiß nicht, ob das geplant ist, aber ich würde auch noch eine AU vorschreiben, vor allem für Zweitakt-Fahrzeuge, das ergäbe wirklich Sinn. Hihi - auch für die anderen mit Viertakt ohne Kat wäre das gut. Nochmal laut Hihi. Und wenn wir schon mal dabei sind, bei dieser Sache mit dem Mofa-TÜV.  Wo ist der TÜV für E-Roller, E-Fahrräder und E-Krankenfahrstühle, die alle mit dem kleinen Versicherungskennzeichen durch die Gegend fahren?
Für E-Roller bis 25 km/h braucht man nicht mal einen Führerschein. Jeder Mensch, der ein Mofa fahren möchte und nach dem „großen Blabla“ geboren ist braucht einen Mofaführerschein. Nein, für E-Roller ist das nicht nötig, der ist erst nötig, wenn der Roller über 25 km/h bis 45km/h schnell ist. Wow! Ja schon wieder wow. 
Ein Hoch der alten Generation, die für ein Mofa, wenn sie jetzt 45 sind, einen Führerschein brauchen, um es pilotieren zu dürfen. Während ein 15-Jähriger auf einem E-Roller lachend an einem vorbei fährt ohne Führerschein. Irgendetwas stimmt doch in der Regierung oder den Altersunterschieden in der Regierung nicht mehr. Können sich manche nicht mehr an Ihre Jugend erinnern oder sind sie zu feige, den Mund aufzumachen?
Wenn wir Deutsche etwas daran ändern möchten, dann sollten wir das so machen wie das in manchen Nachbarländern gemacht wird. Einfach den Lkw oder den Traktor auf die Straße stellen und blockieren.Aber leider gibt es in Deutschland keine wirkliche Streit- und Streikkultur. Es ist schade, dass sich die Bürokratie immer etwas Neues einfallen lässt, ohne auf die eigentlichen Probleme einzugehen. Ich werde auch mit diesem Schreiben nichts ändern, aber ich hab‘ mir den Frust von der Seele geredet und bin ein klein bisschen erleichtert…“

Meine Anmerkung dazu: Seit Bekanntwerden der Pläne des Europaparlaments, die vor zwei Jahren für mächtig Wirbel in den motorradaffinen Medien sorgten, hat man wenig bis nichts mehr gehört von dem Projekt PTI (Periodische Technische Inspektion), im Volksmund Mofa-TÜV genannt. Das will aber erstmal nichts heißen. Eine Online-Petition „Keine HU-Pflicht für Fahrzeuge (Zweiräder) bis 50 Kubik“ erbrachte bis zum 16. März 2023 exakt 13.693 Unterstützer. Dieses Ergebnis wurde aber offensichtlich nirgendwo eingereicht. Wohl wissend, dass die Mühlen der EU-Bürokratie mitunter langsam mahlen, ist das Streitthema damit noch nicht vom Tisch – wir bleiben am Ball. Und danke, lieber Hans Kreutzer für diesen Frustbrief: Ihr Schreiben wurde gelesen und auch wir machen uns darüber Gedanken. Ihre Mühen waren nicht umsonst.

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