Harley-Davidson verlagert Produktion nach Asien

Revolution-Max-Modelle

Harley-Davidson verlagert Produktion nach Asien

Der amerikanische Motorradhersteller Harley-Davidson will weitere Kapazitäten in sein thailändisches Werk verlagern. Bislang hatte man dies für Modelle, die für den US-Markt bestimmt sind ausgeschlossen. Die Gewerkschaften sind sauer.

Einst galt es bei der Motor Company als eherne Regel, Maschinen, die für den Heimatmarkt bestimmt sind, ausschließlich im Stammwerk Milwaukee zu fertigen. Mit diesem Grundsatz scheint Harley-Davidson nun brechen zu wollen. Pan America, Sportster, Nightster und Nightster Special sollen künftig in Thailand gefertigt werden – unabhängig davon, für welchen Markt die Maschinen bestimmt sind.

Harley-Werk in Rayong als Reaktion auf EU-Sanktionen

Harley hatte das Werk im thailändischen Rayong im Jahr 2018 gebaut. Das Unternehmen reagierte damals auf den Zollstreit der Trump-Administration mit der Europäischen Union. Aufgrund einseitig durch die Vereinigten Staaten verhängter Einfuhrzölle, unter anderem auf Stahl- und Aluminiumprodukte, reagierte die EU mit Aufschlägen auf Importe aus den USA. Zu den sanktionierten Warengruppen gehörten auch großvolumige Motorräder. Harley-Davidson umging die Strafzölle durch die Verlagerung der Fertigung der für Europa bestimmten Maschinen nach Indien, Brasilien und eben auch in das eigens errichtete thailändische Werk.

Am Standort Rayong, der auf die Fertigung der modernsten Modelle mit Revolution-Max-Motor ausgelegt ist, sollen nun zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden. Über die Motive kann derzeit nur spekuliert werden. Wahrscheinlichster Grund ist das vergleichsweise hohe Lohnniveau der mehrheitlich gewerkschaftlich organisierten Arbeiter in den USA. Entsprechend sauer sind die Gewerkschaften. »Die Ankündigung von Harley-Davidson, unsere Arbeit und unsere Arbeitsplätze nach Thailand zu verlagern, ist ein Tritt in den Hintern der amerikanischen Arbeitnehmer und ein Verrat am Erbe des Unternehmens als amerikanische Ikone«, sagte Brian Bryant, der Präsident der International Association of Machinists and Aerospace Workers.

Verlust von Arbeitspätzen in den USA befürchtet

Die Verärgerung des Funktionärs ist nachvollziehbar, verloren doch 2019 im Zuge der ersten Verlagerung nach Thailand rund 600 IAM-Mitglieder im Stammwerk Milwaukee sowie beim Dienstleister Syncreon in Kansas City ihren Arbeitsplatz. Übel stößt dem Gewerkschafter zudem auf, dass die Motor Company 89 Millionen Dollar aus dem Domestic Manufacturing Conversion Grant Program erhalten hat, um die heimischen Standorte zu stärken. Das Geld fließt jedoch hauptsächlich in den Ausbau des Standortes York, wo künftig größere Stückzahlen von Elektromotorrädern der Marke LiveWire montiert werden sollen, an der Harley mehrheitlich beteiligt ist. Die IAM hat Proteste angekündigt und will Harley-Davidson dazu bewegen, den Schritt noch einmal zu überdenken.

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