Harley streicht Woke-Agenda

Aggressive Social-Media-Kampagne

Harley streicht Woke-Agenda

Auf starken öffentlichen Druck hin hat der US-amerikanische Motorradbauer Harley-Davidson seine auf linksliberalen Kriterien basierten Initiativen für Vielfalt und Inklusion (DEI) eingestellt.

Der seit Jahren in den USA zwischen konservativen und progressiven Kräften ausgetragene Kulturkampf zwingt immer häufiger auch Unternehmen zur Neujustierung ihrer Markenwerte. Während sich in der jüngeren Vergangenheit vor dem Hintergrund der Black-Lives-Matter-Proteste und dem Empowerment der der LBGTQ+ Bewegung immer mehr Firmen ein wokes Image gaben, drehte sich in jüngerer Vergangenheit das gesellschaftliche Klima.

Go woke, go broke – Werbekampagne an der Zielgruppe vorbei

Eine aufsehenerregende Kurskorrektur legte Mitte vergangenen Jahres der Brauereigigant Anheuser-Busch hin. Nachdem das Unternehmen die Marke Bud Light von der Transfrau Dylan Mulvaney bewerben ließ, brach der Umsatz des Leichtbiers dramatisch ein. Einer der Gründe dürften Social-Media-Beiträge reichweitenstarker Social-Media-Protagonisten gewesen sein. So überfuhr ein Mann in einem vielgeklickten YouTube-Video hunderte Bud-Light-Dosen mit einer Walze, andere Nutzer warfen vor laufender Kamera Kartons voller ungeöffneter Dosen in den Müll und last but not least feuerte der Rapper Kid Rock in einem auf derselben Plattform verbreiteten Clip mit einem automatischen Gewehr auf volle Dosen des Produkts.

Die Werbekampagne war also gehörig an der Zielgruppe vorbeigegangen und hatte statt der intendierten Erweiterung des Kundenkreises die Stammkundschaft nachhaltig verärgert. Brancheninsider schätzen den Umsatzverlust auf über eine Milliarde US-Dollar. Trotz einer kompletten Umstellung der Bewerbung ist der Umsatz mit der Leichtbiermarke noch immer weit vom Vorkrisenniveau entfernt.

Social-Media-Kampagne gegen Harley

Nun sieht sich Harley-Davidson veranlasst, seine Woke-Agenda zurückzunehmen. Vorausgegangen waren intensive Angriffe und Boykottaufrufe in den Sozialen Medien – an vorderster Front der ehemalige Musikvideo-Produzent Robby Starbuck, der als ultrakonservativer Influencer in dem vom ehemaligen Präsidenten Donald Trump befeuerten »War on Woke« einen Feldzug gegen Unternehmen führt, die seiner Meinung nach amerikanische Werte verraten. Unlängst hatte Starbuck seine Anhängerschaft gegen den Landmaschinenhersteller John Deere mobilisiert.

CEO Jochen Zeitz im Visier

Obwohl der Wokeismus seinen Ursprung an den amerikanischen Universitäten hat, wurde gerade der deutsche Harley-Boss Jochen Zeitz zur Hassfigur der Anti-Woke-Aktivisten, den sie verdächtigen, mit der Marke Harley-Davidson ein Stück amerikanischer Identität zu zerstören. Zeiss hatte im Unternehmen nämlich eine DEI-Agenda eingeführt.

Das Kürzel DEI steht für Diversity, Equity and Inclusion (Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration) und beschreibt organisatorische Rahmenbedingungen, die die faire Behandlung und volle Beteiligung aller Menschen fördern sollen, insbesondere von Gruppen, die in der Vergangenheit unterrepräsentiert waren oder aufgrund ihrer Identität oder Behinderung diskriminiert wurden.

Harley distanziert sich von DEI

Nun hat Harley auf den öffentlichen Druck reagiert und ein Statement veröffentlicht, in dem das Unternehmen beteuert, künftig Personal ausschließlich nach Qualifikation und nicht nach ideologischen Kriterien einzustellen, woke-Schulungen zu beenden, aus dem Corporate Equality Index der Human Rights Campaign (HRC) auszusteigen und nur noch Veranstaltungen der Motorradszene sowie von Ersthelfern, aktiven Militärangehörigen und Veteranen zu unterstützen.

Offenbar hatte die Unternehmensführung, die aktuell wegen der geplanten Verlagerung von Produktionskapazitäten aus den USA nach Asien ohnehin heftig in der Kritik steht, einen nachhaltigen und umsatzrelevanten Konflikt mit den Werten der Kern-Zielgruppe befürchtet.

Das Artikelbild zeigt Harley-CEO Jochen Zeitz (l.) sowie Robby Starbuck. Fotos © Harley-Davidson, Screenshot Instagram, Collage TF

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