Seit mittlerweile drei Jahren schwelt der Zollstreit zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten. Als Reaktion auf protektionistische Einfuhrzölle in den USA belegte die EU im Jahr 2018 ausgewählte amerikanische Produkte ihrerseits mit Strafabgaben in Höhe von 25 Prozent. Darunter die Motorräder der Marke Harley-Davidson.
Die Motor Company verlegte daraufhin die Fertigung fast aller für Europa bestimmter Modelle nach Thailand, woraufhin die EU auf Basis einer Binding Origin Information (BOI) den Strafzoll aufhob, und die amerikanischen Motorräder wie zuvor nur noch mit sechs Prozent verzollt werden mussten.
Im April 2021 entzog die EU Harley-Davidson die BOI, so dass nun wieder 31 Prozent Einfuhrzoll fällig wurden.
Ab Juni 2021 sollten seitens der EU weitere 25 Prozent Zoll aufgeschlagen werden. Dieser Schritt wurde im Mai jedoch wegen Abstimmungsbedarfs auf den Dezember verschoben.
Dieses Datum naht nun, weshalb die europäischen Harley-Händler in Sorge sind. Hatte der Konzern bislang die zollbedingten Preissteigerungen abgefangen, wäre dies bei einem weiteren 25-prozentigen Aufschlag wohl nicht länger möglich. Die Händler hätten auf einen Schlag Fahrzeuge zu nicht mehr konkurrenzfähigen Preisen im Angebot.
Aufgrund der nach wie vor ungeklärten Lage appellieren die Harley-Händler nun an die EU-Kommission, sich mit der Biden-Administration zu einigen. Die Existenz von 300 Harley-Davidson-Vertragshändlern mit rund 5000 Arbeitnehmern in ganz Europa stünde auf dem Spiel. Auch eine Petition an das Europaparlament haben die deutschen und europäischen Harley-Davidson-Händlerverbände bereits eingereicht. Unterstützung erhalten die Händler in ihrem Anliegen sogar von der Konkurrenz. Antonio Perlot, Generalsekretär des Verbands der europäischen Motorradhersteller ACEM, fordert: »Wir setzen uns weiterhin dafür ein, dass beide Parteien zur Vernunft zurückkehren und eine Lösung finden.«