Seit der Übernahme durch Stefan Pierer im Jahr 1992 kannte die wirtschaftliche Entwicklung bei KTM nur eine Richtung: Steil nach oben. Flankiert durch sportliche Erfolge wurde das Modellportfolio in den letzten drei Jahrzehnten sukzessive verbreitert, zusätzliche Segmente wie die Bereiche Street und Travel wurden konsequent erschlossen. Die Übernahme traditionsreicher Marken wie Husqvarna und GasGas sowie die Teilakquise von MV Agusta waren weitere Meilensteine. Kooperationen mit Bajaj in Indien und CF Motor in China sollten den Konzern zukunftsfest machen.
Umstrukturierung, Produktionsverlagerung, Personalabbau
Doch seit rund zwei Jahren knirscht es im Getriebe. Die Kosten laufen aus dem Ruder und der Absatz schwächelt. So sind die Verkaufszahlen auf dem wichtigen US-Markt stark rückläufig, von Januar und September 2024 schrumpfte die Zahl der verkauften Fahrzeuge um 6,3 Prozent, wobei der September mit einem Minus von 14,6 Prozent den schwächsten Monat seit Jahresbeginn markiert. Und auch der europäische Markt stagniert auf Vorjahresniveau.
Die Konzernleitung versucht, mit Umstrukturierungen, Produktionsverlagerung und Personalabbau gegenzusteuern. Um Händler und Zulieferer zu entlasten, wurde zudem die Verschuldung hochgefahren.
Vorstand wird radikal verkleinert
Bislang scheinen die ergriffenen Maßnahmen keine ausreichende Entlastung zu bringen. In einer Ad-hoc-Mitteilung vom 21. Oktober hat die Pierer Mobility AG nun die Prognose für 2024 kassiert und angekündigt, den Vorstand radikal zu verkleinern. Künftig soll es nur noch eine Doppelspitze aus CEO und Mehrheitsaktionär Stefan Pierer sowie Co-CEO Gottfried Neumeister geben. Die anderen bisherigen Vorstandsmitglieder Alex Pierer, Florian Kecht, Hubert Trunkenpolz und Rudolf Wiesbeck werden nicht mehr Teil des Gremiums sein.
Ob diese Radikalkur in Verbindung mit der aktuellen Modelloffensive – gerade wurde die komplett neue KTM 1390 Super Adventure S EVO vorgestellt, zahlreiche neue Modelle auf Basis des 390er Singles sind in der Pipeline – den ersehnten Turnaround bringen wird, bleibt angesichts des schwierigen makroökonomischen Umfelds abzuwarten.