Schon seit einiger Zeit hatten die beiden Inhaber Susanne (61) und Michael Scholz (62) geplant, ihren Triumph- und Honda-Betrieb im Rahmen eines Management-Buy-Outs in andere Hände zu übergeben, wie Susanne Scholz im Exklusivgespräch mit »bike & business« berichtet. Zwei aussichtsreiche Projekte seien aber plötzlich geplatzt und so habe man sich entschlossen, in eine „strategische Insolvenz“ zu gehen, um aus den noch bis Ende 2026 laufenden Händlerverträgen herauszukommen. „Finanziell geht es uns ja gut, es wurden in diesem Jahr bereits 430 Motorräder verkauft, es gibt keine offenen Rechnungen, die Gehälter der Mitarbeiter werden alle pünktlich bezahlt“, so Susanne Scholz.
Gute Nachricht für die Belegschaft: Wie es aussieht, muss der Honda-, Triumph- und einstige Harley-Vertragshändler seine Pforten nicht schließen, weil neue Partner bereits in den Startlöchern stehen. Für den Augsburger Betrieb in der Max-Josef-Metzger-Straße 17, verkehrsgünstig an der nahen B 17 gelegen, interessiert sich die Dörr Bike GmbH by Autohaus-Gruppe Dörr, die in der Münchener Motorworld seit 2023 einen Triumph-Betrieb am Start hat. Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu hören war, möchte die Autohausgruppe mit der britischen Marke in Bayern weiter expandieren und plant, den großflächigen Betrieb in Augsburg zum „Triumph-Hub“ für Bayern auszubauen. Die Mietverträge stünden kurz vor der Unterzeichnung.
Und auch für die zweite Marke von SMS – Honda – gibt es eine Perspektive: Ein anderer Vertragshändler aus der Region hat Interesse signalisiert, die Markenverantwortung für die Japaner zu übernehmen. Gespräche mit dem Hersteller, den Händlervertrag von SMS Westpoint zu übernehmen, laufen.
Rückblende: Die beiden Branchenquereinsteiger Susanne und Michael Scholz gründeten ihre Firma im Dezember 2003 und verwirklichten ihren Traum vom eigenen Motorradhandel und starteten als Harley- und Buell-Vertragshändler durch. An der Max-Josef-Metzger-Straße 17 in Augsburg, verkehrsgünstig gelegen direkt an der B 17, bezogen die beiden ehemaligen Manager aus der Lebensmittelindustrie einen funktional-durchdachten und architektonisch wunderschönen modernen Neubau. Die Westpoint-Gebäudefläche umfasste komfortable 1600 Quadratmeter, der Showroom breitete sich auf 400 Quadratmetern aus, 350 Quadratmetern gehörten der Werkstatt und Direktannahme.
Das Händlerehepaar setzte mit seiner neuen Art der Betriebsführung Akzente in der Zweiradbranche: Während damals die meisten Unternehmer ihr Hobby zum Beruf machten, eher vom „Schrauben“ kamen und Betriebswirtschaft eher ein Buch mit sieben Siegeln war, führten Michael und Susanne Scholz klare Strukturen ein, standardisierten die operativen Abläufe, steuerten den Betrieb per Warenwirtschaft und glänzten mit außergewöhnlichen Marketingmethoden. Im Händlervergleich von Harley-Davidson schafften es die Augsburger mehrmals unter die Top-10-Händler EMEA-weit. Zudem holte der „Wachstumschampion“ 2013 und 2016 den 1. Platz beim »bike & business«-Award »Motorradhändler des Jahres« und 2019 den Sonderpreis »Business Excellence«.
Nach der herausfordernden Corona-Zeit gingen dann die Vorstellungen von Hersteller und Händlerpartner über die Zukunft der US-Kultmarke so weit auseinander, dass Harley die Reißleine zog und zum Dezember 2022 den Händlervertrag kündigte. Danach ging es bei SMS mit Triumph und für Honda (mit dem Dream Dealer Konzept) weiter.
Stephan Maderner