Zu diesem Thema ist mir auf LinkedIn jüngst ein Kommentar vom Kommunikationschef des Heizungsspezialisten Viessmann aufgefallen, dessen wichtigste Aussagen ich Ihnen nicht vorenthalten möchte in diesem Speedlog: „Endlich mutig sein!“ schreibt Byung-Hun Park in „KOM – Magazin für Kommunkation“.
Der PR-Profi fordert uns Kommunikatoren auf, Emotionen zu zeigen und zu unseren Fehlern und Schwächen zu stehen. Ich fand den Aufsatz anregend und inspirierend auch für meine eigene Social-Media-Arbeit.
Park moniert, dass die Inhalte (neudeutsch: Content), die wir konsumieren, richtig inspirierend sein sollten, was meistens leider nicht der Fall sei. Ein Blick auf den täglichen Nachrichtenstrom zeige: „Schlechte Nachrichten verkaufen sich nach wie vor besser als gute“, meint er. Dauerhaft negative Nachrichten führten aber zu noch mehr mentaler Erschöpfung und zu einem Vertrauensverlust.
„Wo bleibt der Optimismus? Wo sind die positiven Nachrichten hin“, fragt der Kommunikationsexperte. Die verortet er auf den privaten Kanälen in den sozialen Medien, macht aber sogleich eine Einschränkung: Aber leider nur zum Angeben. Denn hier finde die unendliche Zurschaustellung vermeintlicher Perfektion statt, gleichsam in einer Dauerschleife. Man sei ständig auf der Jagd nach dem perfekten Essen, dem perfekten Urlaub und den perfekten Momenten, die wir auf unseren Social-Media-Kanälen teilen können. Inspirierte Reaktionen unserer Follower? Fehlanzeige!
Die Aufmerksamkeitsspanne als Mitglieder der „Swipe Society“ wie sie Byung-Hun Park nennt, nähere sich der Nullgrenze. Dafür wachse unsere emotionale Abgestumpftheit. O-Ton Park: „Hand aufs Herz! Fühlen wir noch wirklich echte Emotionen bei irgendeinem Post? Ich habe daran meinen Zweifel. Wer hätte jemals gedacht, dass das Internet mit dem gesamten Wissen der Menschheit die Menschheit selbst stumpfer und einfältiger oder sogar dümmer machen könnte?“ Hmmh, nachdenkliche Worte.
Park untersucht auch die Sprache in Unternehmen. Und entdeckt hierbei exakt das Gleiche. „PR sucht Perfektionismus – ohne Fehler, ohne Kanten, ohne Ecken. Alles muss perfekt sein“, so Park. Nur, dass sich die Zielgruppe geblendet fühlt von dem, was an der Oberfläche stattfindet, und den glatt geschliffenen Worten. „Es gibt keine Antwort. Keine Reaktion. Kein Engagement. Kein Vertrauen.“
Sein Rezept gegen die um sich greifende Lethargie: „Der einzige Weg, eine Gegenbewegung zu der emotionalen Stumpfheit zu schaffen, ist, exakt das Gegenteil zu tun. Sich zu öffnen, manchmal auch mehr, als einem selbst lieb ist.“ Es gehe darum, Mut zu zeigen, authentisch zu sein. Zu dem zu stehen, wie man als Person wirklich sei. Mit allen Facetten. Mit Macken, Schwächen und Verletzlichkeit. Denn nur wer das Unperfekte von sich zeige, werde es schaffen, die Herzen anderer zu erobern!
Byung-Hun Pak: „Das Teilen von Gedanken, Sorgen und Ängsten ist der natürlichste Weg, zwischenmenschliche Beziehungen zu stärken. Von Mensch zu Mensch; Human to Human. Auf den Punkt: We need more f****** authenticity!“
Wie halten Sie es mit Ihrer täglichen Arbeit auf Facebook, Instagram & Co? Finden Sie immer die richtigen Worte für das, was Sie ausdrücken wollen? Spüren Sie beim Erstellen und Formulieren Ihrer Texte manchmal eine künstliche Schere im Kopf? Welche Posts berühren ihre Kunden? Es sind die, die mit viel Herzblut und Emotion geschrieben wurden – stimmt's? Schreiben Sie mir von Ihren Erfahrungen. Mail an maderner@syburger.de.