Sorgenvoller Blick in die Zukunft

Mein Speedlog vom 16. September „Verheerender Schlingerkurs der Politik“ rief wieder einmal fleißige Leserbriefschreiber auf den Plan. Thomas Grund aus Hünstetten sehr kompetent und tiefgründig mit dem Sujet auseinander. Lest im Folgenden seine ausführlichen Schlussfolgerungen.

„Hallo Stephan, immer wieder interessant, welche Themen du in deinem Speedlog anbietest:

Meine Meinung?
Beginnen möchte damit, dass ich bislang nicht Thomas Müller von der BWA auf dem Schirm hatte. So wie ich das sehe, ist BWA ein Unternehmen, welches (Out)Placement betreibt. Werden immer mehr Arbeitskräfte freigesetzt, dann profitiert das Unternehmen idR davon. Weiter habe ich keine Kenntnis darüber, ob Herr Müller erst jetzt aus der Deckung kommt, oder sich schon früher kritisch mit dem Thema befasst hat und damit öffentlich in Erscheinung trat. Nachher sind alle Professoren. Gerade ist Konjunktur für die langen Schweiger/stillen Profiteure/Subventionsjäger.

Plötzlich und unerwartet?
Es war für Kundige und Interessierte schon ein wenig länger absehbar, wie sich die Wirtschaft in diesem Land entwickeln soll/wird. Nicht ein alleiniger Verdienst dieser „Ampel“-ReGIERung, denn die Weichen wurden schon weit vorher gestellt. Begonnen hat alles mit Energie/Klima. Verschlimmert hat es die Corona-Politik (Lieferketten). Zementiert (Subventionen) wurde es durch Ideologie. In der Folge Automobil und Zulieferer, Chemie, Pharma, Immobilien, Maschinenbau, Gesundheit, Banken (aktuell Commerzbank) and more to come. Meine Aufzählung erhebt weder den Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Chronologie. Doch bei näherer Betrachtung wohnt all dem eine längst bekannte Logik inne.

Deine Fragen
•    Ist unsere Motorradbranche durch eine ideologiegetriebene Wirtschaftspolitik ebenso gefährdet wie bei den Kollegen Auto oder Chemie? JA, das befürchte ich tatsächlich.
•    Geht der Wirtschaftsstandort Deutschland den Bach runter? Er ist bereits auf dem Weg! Der DAX ist (noch) kein guter Indikator dafür.
•    Schon jetzt drohen Wohlstandsverluste durch den massiven Jobabbau in vielen Wirtschaftszweigen – ZF, VW & Co. lassen grüßen. Finden die Bike-Kunden bald schon den Weg in unsere Showrooms nicht mehr, weil’s Geld ausgeht fürs nicht ganz billige Hobby Motorradfahren? Ich sehe da keine Subventionen (Steuergelder) am Horizont für Verbrenner/E-Bike-Käufer wie für E-Auto-Käufer und auch keine Abwrackprämie. Kurzum: Ich gehe von einer nachlassenden Nachfrage aus und es kommen zunehmend neue Anbieter/Angebote auf den Markt in der Preisklasse von 5.000 - 15.000 Euro.

Das Rennen um mehr Hubraum/PS/Drehmoment hat inzwischen bei den Verbrennern eine Preisklasse von 20.000 - 30.000 Euro erreicht. Das entspricht etwa dem durchschnittlichen Jahresnettolohn in Deutschland und den muss man bereit sein zu investieren für sein Hobby. Die „Mittelklasse“ (750 bis 1000 ccm) rangiert bei 15.000 - 20.000-Euro-Bikes sind auch keine Schnäppchen. Auf Sicht kann man m.E. mit „günstigen“ Finanzierungsangeboten dagegenhalten – bei gegebener Kreditwürdigkeit. Doch auch das Geld muss monatlich übrig sein.

Ich denke, es gibt eine längere Zukunft für die Branche bei attraktiven Angeboten „normaler“ Bikes im Preissegment 5.000 - 15.000 Euro, Leistung von 70 PS - 100 PS und einem Gewicht bis 220 kg. Bei einem allgemein anzutreffenden Tempolimit von 60-80 km/h auf Landstraßen braucht es nicht viel mehr Leistung für Spaß. Performance-Bikes spielen in einer anderen Liga. Sie kommen auf der Rennstrecke oder der Autobahn (ohne Tempolimit) zum Einsatz. Oder sie befördern zwei Personen und/oder viel Gepäck auf großer Tour. Sie repräsentieren aber nicht mehr die Mehrheit der Nachfrage (=> Produktionsmengen).“

Soweit die Anmerkungen von Thomas Grund. Vielen Dank für diese Erörterungen, die zahlreiche Anregungen darüber enthält und die Diskussion befeuert, in welche Zukunft unsere Zweiradbranche steuert. Gerne könnt ihr mir hier eure Gedanken zum Thema mitteilen. Ihr wisst, wie es geht: Mail an maderner@syburger.de.

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