Die überraschende Demission Joswigs kam bei den Kollegen Auto einem Paukenschlag gleich: Joswig galt als Stimme der Vernunft inmitten des Richtungsstreits zwischen ZDK und ZVK (Zentralverband Kraftfahrzeughandwerk). Ausgelöst durch organisatorische Anforderungen der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) entbrannte eine Auseinandersetzung über Kompetenzen, Zuständigkeiten und den Charakter des Verbands selbst.
Joswig warnte stets vor einer Zersplitterung des ZDK und appellierte an die Verantwortung aller Beteiligten, die Schlagkraft des Kraftfahrzeuggewerbes nicht aufs Spiel zu setzen. Aktuell droht eine Aufsplitterung des Verbandes in eine Handels- (kurz: ZDK) und eine Handwerks-Vertretung (kurz: ZVK). Sogar eine mögliche Neugründung eines alternativen Verbands steht im Raum.
Nach dem Rücktritt Joswigs fordern vor allem große Autohausgruppen eine Neuausrichtung und Modernisierung des Verbandes. Es gehe darum, Antworten zu finden auf die Fragen der neuen automobilen Welt – mit großen Handelsgruppen, E-Mobilität, Digitalisierung und dem Angriff chinesischer Marken auf breiter Front. Kritisiert werden auch die bestehenden Machtverhältnisse innerhalb des Verbandes, in dem die Landesverbände NRW und Bayern dominieren. Aufgrund des Mehrheitsprinzips fühlen sich deshalb vor allem kleinere Landesverbände zunehmend machtlos.
Die ZDK-Vorgänge in Berlin werfen auch ein Schlaglicht auf unsere Verbandslandschaft im Zweiradbereich. Das Handwerk – Fahrrad wie Motorrad - ist über den Bundesinnungsverband (kurz: BIV) in Hilden vertreten (angesiedelt beim Landesverband Kfz NRW); eine richtige Lobby für Händler gibt es jedoch nicht (mehr).
Früher gab es im ZDK mal eine Fabrikatsgruppe Motorrad und einige Zweirad-Händlerverbände wurden von Referenten des ZDK geführt. Doch das ist lange her. 2007 hatten mich der damalige ZDK-Präsident und begeisterte Motorradfahrer Jürgen Karpinski sowie Antje Woltermann, die ehemalige ZDK-Geschäftsführerin Betriebs- /Volkswirtschaft, nach Bonn zum Gespräch gebeten. Sie teilten mir schweren Herzens mit, dass die „Motorrad-Ära“ im Autoverband ende und man das Thema in Zukunft nicht mehr priorisiere.
Heute sorgt bei Auto- wie Zweiradverbänden (und darüber hinaus) die fehlende Beteiligung jüngerer Unternehmer und die generelle Müdigkeit fürs Ehrenamt für Reformbedarf. Letztlich geht es auch um das Thema Nachwuchsfindung und eine moderne Ausgestaltung von Ausbildung und Lehre der Zukunft, in Theorie und Praxis.
Wie steht ihr dazu? Wie sollte sich ein moderner, schlagkräftiger Verband aufstellen, damit ihr euch von ihm vertreten und mitgenommen fühlt? Wo drückt der Schuh am meisten, an welchen Stellen braucht ihr am nötigsten Ratschläge und Hilfe für euren unternehmerischen Betriebsalltag? Schickt mir gerne eure Vorschläge und Ideen. Mail an maderner@syburger.de.