Speedlog

Von den Kollegen Auto lernen?

In der vergangenen Woche ließ die Meldung des Volkswagen-Konzerns aufhorchen. Die Wolfsburger kündigten an, eine gigantische Vertriebsoffensive starten zu wollen. Die Rede war von einem dreistelligen Millionen-Euro-Betrag, den man investieren wolle, um das Kundenerlebnis zu verbessern und den Handel auf breiter Front zu stärken. Ein drei Jahre andauernder „Booster“ mit dem ambitionierten Namen: „Accelerate“. Könnte das VW-Beispiel auch in der Zweiradbranche Schule machen? Dieser Frage will dieser Speedlog nachgehen.

on der Operation Accelerate sollen Hersteller und Handel gleichermaßen profitieren. Nicht gegen- sondern miteinander erfolgreich sein, lautet die Devise des Werks. Ob die Dealer dieser Ankündigung Glauben schenken, ist noch nicht ausgemacht. So mancher Skeptiker fürchtet, dass damit endgültig dem Direktvertrieb des Autobauers der Weg geebnet wird und der stationäre Handel mittel- und langfristig zumindest beim Verkauf von Neufahrzeugen ausgebootet werden könnte.  

Zunächst also zu den Fakten und Hintergründen: Volkswagen erzählt stolz, dass man nie zuvor zusätzliche Mittel dieser Größenordnung in Vertrieb und Handel in Deutschland gesteckt habe. Die geplanten Investitionen des Programms flössen unter anderem in die Aufwertung der Autohäuser und Showrooms, in eine breit angelegte Trainings-Offensive für die Händler zu Produkten und Services sowie Markteinführungen neuer Fahrzeuge und erweiterte Schulungen rund um das Thema E-Mobilität sowie mehr Ersatzmobilität für Kunden bei Service-Terminen. Last but not least  soll es einen echten Digitalisierungsschub im stationären Handel und im Online-Verkauf geben.

Volkswagen Deutschland-Chef Holger B. Santel unterstreicht die Bedeutung seiner Partner im Handel – im Service und im Vertrieb: „Unser Handel stellt seine enorme Leistungsfähigkeit auch unter Corona-Bedingungen täglich aufs Neue unter Beweis. Wir werden mit dem Boost-Programm die Voraussetzungen schaffen, dass dies künftig noch besser gelingen kann.“

Grundsätzlich ist es zu begrüßen, wenn Hersteller und ihre Händler gemeinsam ihre Marke(n) schärfen und den Kunden schönere Erlebnisse bescheren wollen – gleich ob online im Netz oder vor Ort im Laden. Vor allem die Hersteller sehe ich hier in der Pflicht, ihren Händlerpartnern faire Partnerschaften anzubieten und sie mit Leben zu erfüllen. Wie beschrieb es jüngst Natalie Kavafyan, Geschäftsführerin von Triumph Motorrad Deutschland: „Wir setzen bei allen unseren Händlern auf eine Partnerschaft auf Augenhöhe.“ 
Es geht ihr um offene und ehrliche Unterstützung in Bereichen wie Dealer Management, Marketing, Technik, Aftersales und Verwaltung.

Auch viele andere Motorradhersteller und -importeure haben meiner Meinung nach inzwischen erkannt, dass man die Herausforderungen der Zukunft nur gemeinsam mit dem Handel meistern kann. Schmerzhafte Ausnahme bilden hier freilich Betriebe, denen der Hersteller im Rahmen von Händlernetzbereinigungen kündigte. Doch scheint die Corona-Krise das in manchen Markenwelten angespannte Binnenverhältnis zwischen Hersteller und Handel verbessert zu haben. Man kämpft wieder mehr gemeinsam für eine ökonomisch bessere Zukunft.

Wenn Sie anderer Meinung sind oder gerade ganz andere, vielleicht negative Erfahrungen machen – schreiben Sie mir. Sie wissen, wie es geht: Mail an maderner@syburger.de.  

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bike & business 3/2024

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