Zündwerk: Aus nach 3212 Tagen

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Harley-Davidson

Zündwerk: Aus nach 3212 Tagen

Paukenschlag im Händlernetz von Harley-Davidson in D, A, CH. Der österreichische Händler „Zündwerk“ schließt seine Pforten in Strasshof nordöstlich von Wien. Dabei wird Kritik am Hersteller und dessen Management- und Strategiefehler laut.

Auf der Homepage verabschiedet sich der Inhaber Erich Windisch von seinen Kunden und begründet die Entscheidung in einem offenem Brief:

„Geschätzte Kunden, Partner & Kollegen, liebe Zündwerk-Freunde!

Am Samstag den 16. März 2013 haben wir unsere Türen voll Freude und Zuversicht für euch geöffnet. Nach 3212 Tagen werden wir am 31.12.2021 die Türen zum Harley-Davidson-Verkauf, nach langen und intensiven Überlegungen, wieder schließen.

Wir haben uns die Entscheidung nicht einfach gemacht, sie weder ad hoc noch über Nacht getroffen, noch ist es eine finanzielle Notlage, die uns zu dieser Entscheidung geführt hat. Wir haben sie seit mittlerweile mehr als zwei Jahre mit uns herumgetragen, alle Für und Wider abgewogen und uns schließlich zu diesem Schritt entschieden:Wir blicken mit einem glücklichen Lächeln auf die schönen Jahre zurück, in der wir die Leidenschaft für die Marke mit Euch teilen durften:

  • die Gemeinschaft
  • die Feste
  • die Ausfahrten
  • das Lachen und die glücklich strahlenden Augen bei der Übernahme eines großen Wunsches: einer Harley-Davidson!


Wir durften viele von Euch als Freunde gewinnen und sind wahrhaftig stolz, diese Menschen „Freund des Hauses Zündwerk“ nennen zu dürfen!

Auf der anderen Seite jedoch, hat das Management von HD in den letzten vier bis fünf Jahren seine Strategie und die tägliche Arbeit damit, in nahezu allen Bereichen so stark verändert, dass es uns immer schwerer, bis nahezu unmöglich gemacht hat, dieses Harley-Davidson-Lebensgefühl, von dem wir alle auf unterschiedliche Weise träumen und es erleben und spüren wollen, mit euch zu leben.

Dazu kommen viele politische Willensäußerungen in Österreich und der EU, die die Zukunft dieser wunderbaren Marke immer mehr vom Licht in den Schatten rückt.

Die Liefer-, und Bestellsituation – und die war schon vor Corona immer wieder sehr herausfordernd – für Motorräder, Teile und Bekleidung, die Modellpolitik, die Arbeitsbeziehung mit dem Hersteller sowie die Ausrichtung des Herstellers -Off-, und Online-, wie man Motorräder, Zubehör und Bekleidung verkaufen möchte, hat die Frustration bei uns allen im gesamten Team nahezu täglich vergrößert.

Durch den Händlervertrag mit HD sind wir an genaue Vorgaben gebunden, die uns eine Erweiterung des Sortiments nicht möglich macht. Die Überschreitung einer gelben Linie durch den Händler sieht der Hersteller sehr eng. Umgekehrt eher weniger streng. Auch haben wir als Zündwerk laufend und sehr intensiv mit dem deutsch/österreichischen und auch dem europäischen HD-Händlerverband für Verbesserungen, engere Zusammenarbeit, mehr Transparenz und kundenorientiertere Ausrichtung des Herstellers gekämpft.

Leider mit marginalem Erfolg. Es scheint so als ,wo kein Wille, da kein Weg'.

Was uns die letzten zwanzig Monate jedoch gezeigt haben ist, wie wichtig es ist den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Stark positiv zu bleiben und das Bestmögliche aus den Gegebenheiten herauszuholen, ganz egal wie schwierig und herausfordernd es sich gestaltet. Und man muss auch einen anderen Weg einschlagen, wenn es das Ziel erfordert. Auch wenn es für einen selbst sehr weh tun mag.

So kam es zu der Entscheidung, dass WIR es sind, die jetzt das Licht im Zündwerk HD-Verkauf abdrehen. WIR, die es aufgedreht haben. Niemand anders.

Warum wir mit diesem Brief an euch so lange gewartet haben, hat folgenden Grund: Seit einigen Monaten suchen wir intern - wie auch extern - nach einer Neuübernahme der Werkstätte, da es uns extrem wichtig ist, zumindest in diesem Bereich für Euch erhalten zu bleiben.

Bis zum heutigen Tag hat sich aber leider (noch) nichts konkretisiert. Nachdem die Zeit aber schon so weit fortgeschritten ist, wollten wir nicht länger warten. Nachdem die Werkstatt mit der nahezu bestehenden Mannschaft über den Winter geht und bis zum 31. März 2022 für Euch da sein wird, sind wir guter Dinge, dass sich noch eine gute Lösung finden wird.

Wie geht es die nächsten Wochen weiter:

  • Unser Fahrzeug-, Teile-, und Bekleidungsverkauf ist noch bis 23. Dezember 2021 geöffnet.
  • Der Werkstättenbetrieb wird von uns noch bis zum 31. März 2022 weitergeführt, um alle offenen Aufträge vereinbarungsgemäß fertig zu stellen.
  • Auf unserer Website werden wir in den nächsten Tagen noch eine Liste mit den vermutlich wichtigsten Fragen und Antworten dazu einstellen.

Sobald wir aus dem Lockdown heraus wieder für den Kundenverkehr öffnen dürfen, stehen wir Euch selbstverständlich(!) auch persönlich zur Verfügung.

Am Anfang steht immer ein Abschied.
Darum verabschieden wir uns, die Harley-Davidson-Zündwerker, jetzt vor dem gefallenen Vorhang mit einer tiefen Verneigung voll Dankbarkeit und auch Stolz von Euch. Mit einem weinenden Auge schauen wir auf die letzten gemeinsamen 9 Jahre mit Euch zurück“

Da hat sich ein selbstständiger Unternehmer, der für die Marke brennt, den Frust über die aktuelle Zusammenarbeit zwischen Hersteller und Händler von der Seele geschrieben. Seine offenen Worte zeigen, dass es in diesem Geschäftsverhältnis doch ziemlich zu knirschen scheint. Angekreidet wird der Motor Company die unzufriedenstellende Liefer- und Bestellsituation für Motorräder, Teile und Bekleidung und eine verfehlte Modellpolitik. Das hat zu viel Stress in der Arbeitsbeziehung mit dem Hersteller geführt. Die Art und Weise, wie sich der Hersteller ausgerichtet hat und die unterschiedliche Auffassung, wie man als Dealer off- wie online Motorräder, Zubehör und Bekleidung zu verkaufen habe, sorgte für viel Frust im Team und schlussendlich zum Bruch mit der Marke.
 

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