Der Grund: Angeblicher Rassismus des Geschäftsführers der K + K Holding, Georg Kierdorf, dem die beiden Stores gehören. Harley-Davidson befürchte einen Reputationsschaden für die Marke und den Namen Harley-Davidson Köln. Diese Debatte wurde durch den bei Verdi angestellten Bielefelder Rechtsanwalt, Dr. Onur Ocak, via Twitter ausgelöst. Der Jurist hatte einen in Inhalt und Wortwahl umstrittenen Schriftwechsel dort öffentlich gemacht.
Im Kern ging es darum, dass eine ehemalige Mitarbeiterin von Harley-Davidson Köln (Firmenslogan: „Jeck op Harley“) über den Verdi-Anwalt aufklären lassen wollte, warum ihre letzte Gehaltsabrechnung niedriger ausgefallen war, als erwartet. Dr. Onur Ocak, hat daraufhin den Vertragshändler angeschrieben und anwaltlich versichert, im Auftrag der ehemaligen Mitarbeiterin zu agieren. Dem Schreiben fehlte aber (zunächst) eine von der Mandantin unterschriebene Vollmacht. Diese wurde erst mehrere Tage später nachgereicht.
Der Stein des Anstoßes: Georg Kierdorf, der über die Holding 95 Prozent der Anteile an Harley-Davidson Köln und Bonn besitzt, antwortete dem Rechtsanwalt in einem Brief und wählte folgende Worte: „Möglicherweise ist es in dem Land, aus dem sie stammen, ja üblich, eine Vollmacht lediglich zu versichern, hier in unserem Land ist es nicht so. Und, wenn ihr Titel tatsächlich echt ist, wissen sie das auch.“
Daraufhin machte der Anwalt die Geschichte auf Twitter publik und stach sie an das Magazin „Der Spiegel“ durch. Onur Ocak ist deutscher Staatsbürger, gehört der Partei „Die Linke“ an und hat sich im Dezember 2021 für deren NRW-Landesvorstand beworben.
In einem weiteren Schreiben goss Georg Kierdorf weiteres Öl ins Feuer: „Sollte sich herausstellen, dass Sie (mittelbar oder unmittelbar) hinter dieser Kampagne stecken, dürfen Sie sicher sein, nicht nur ihre Anwaltszulassung zu verlieren.“ Auch dieses Schreiben machte Ocak öffentlich.
Georg Kierdorf hat im Gespräch mit »bike & business« inzwischen eingeräumt, bei der Wahl seiner Worte Fehler gemacht zu haben. „Ich bin kein Rassist, natürlich waren diese Sätze in diesem Kontext nach aktuellen Maßstäben völlig inakzeptabel, deshalb habe ich mein Mandat als Geschäftsführer der Holding dann auch am 16. November sofort niedergelegt, um Schaden von den beiden Firmen mit ihren 50 Mitarbeitern abzuwenden.“
Außerdem habe er sich auch bei Dr. Kolja Rebstock, dem Harley-Europachef, entschuldigt und ihm seine Demission mitgeteilt, um die Marke und seine Crew aus dem Feuer zu nehmen. Die Berichterstattung über den Fall sei daraufhin auch komplett eingestellt worden.
Umso überraschter seien er und das ganze Team dann gewesen, als die „Fristlose Kündigung“ der Händlerverträge für Köln und Bonn am 14. Dezember ins Haus geflattert sei. „Derzeit lassen wir diese Kündigungen einer rechtlichen Überprüfung vor dem Oberlandesgericht Frankfurt unterziehen“, so Georg Kierdorf. Unterstützt wird das Handelsunternehmen dabei von der prominenten Kölner Wirtschaftskanzlei Görg.
„Unserer Rechtsauffassung nach ist die Kündigung aus verschiedenen Gründen unwirksam. Der genannte Kündigungsgrund ist aus unserer Sicht unzureichend und vollkommen unverhältnismäßig“, so Kierdorf. Für ihn liege die Vermutung nahe, dass es sich hier um einen Vorwand handele, der in anderer Form begründet sei. „Das dies alles nun ohne Rücksicht auf Verluste auf dem Rücken unserer Kunden und Mitarbeiter ausgetragen wird, lässt uns fassungslos auf die aktuelle Situation blicken und entspricht auch in keiner Weise dem Spirit dieser großen Marke“, so Georg Kierdorf.
Das sieht Harley-Davidson Germany naturgemäß anders. Am 9. Januar hat der Deutschland-Importeur im „Kölner Stadtanzeiger“ ausführlich seine Sicht der Dinge und die Kündigungsgründe dargestellt. Der Eigentümer der beiden Händlerbetriebe habe sich „absolut unangemessen“ gegenüber dem Anwalt verhalten. Man sei von der erheblichen negativen Resonanz in der Presse und den sozialen Medien mit voller Wucht getroffen worden. Dies habe der Marke erheblichen Schaden zugefügt. Man arbeite mit Hochdruck an einer Nachfolgelösung, die sowohl Mitarbeiter wie auch Kunden zufriedenstellen soll. Die Fragen des „Kölner Stadtanzeigers“ und die Antworten von Harley-Davidson Germany sind auf dem Blog Harleysite.de hinterlegt.
Nils Buntrock, HDMC Marketing Manager DACH, fügt auf Anfrage von »bike & business« an: „Das einzige Statement, was ich derzeit geben kann: Grundsätzlich äußern wir uns nicht zu laufenden Gerichtsverfahren. Bei Harley-Davidson gibt es keinen Platz für Hass, Gewalt oder Intoleranz.“
Nun blickt die Harley-Welt gespannt nach Frankfurt, wo der Kölner Dealer beim OLG „einstweiligen Rechtsschutz“ beantragt hat. Die Entscheidung soll Anfang nächster Woche in der Zeit vom 17. bis 19. Januar fallen. Wir bleiben für Sie dran am Fall.