V21L lautet das Kürzel des Prototypen, den Ducati derzeit für die Rennserie MotoE entwickelt. Die Maschine wiegt 225 Kilogramm und damit 12 kg weniger als von Dorna und FIM gefordert. Die maximale Leistung beträgt 110 kW (150 PS), und das maximale Drehmoment liegt bei 140 Newtonmetern. Auf einer Strecke wie Mugello sind damit Geschwindigkeiten von 275 km/h möglich.
Batteriegehäuse als Teil des Chassis
110 Kilogramm der Gesamtmasse entfallen auf das Batteriepaket. Ducati hat 1152 zylindrische Zellen des Typs »21700« in dem Energiespeicher gebündelt. Die Kapazität beträgt 18 Kilowattstunden. Geladen wird über eine 20-kW-Dose im Heck. Die Form des Batteriepakets folgt der optimalen Struktur für den Mittelteil der Maschine, wobei das Carbongehäuse der Batterie als Teil des Chassis dient. Es ist mit einem Aluminium-Monocoque-Frontrahmen verbunden, der lediglich 3,7 Kilogramm wiegt. Der hintere Hilfsrahmen, der das Heck und den Fahrersitz trägt, ist wiederum aus Carbon gefertigt.
800 Volt Betriebsspannung
Im Vergleich zur massigen Batterie ist der Motor mit seinen 21 Kilogramm geradezu ein Fliegengewicht. Seine Höchstdrehzahl gibt Ducati mit 18.000 Umdrehungen an. Das elektrische System arbeitet mit einer Spannung von 800 Volt.
Großen Aufwand hat Ducati nach eigenen Angaben bei der Entwicklung des Kühlsystem für Batterie, Wechselrichter und Motor betrieben. Der doppelte Kühlkreislauf soll die thermischen Verhältnisse bei allen Betriebszuständen effektiv konstant halten, so dass stets eine optimale Leistungsabgabe möglich ist. Auch die Batterie besitzt damit einen stabilen Wärmehaushalt, weshalb ein Herunterkühlen für den Ladevorgang laut Ducati nicht erforderlich ist. Damit kann die MotoE-Maschine sofort nach der Rückkehr an die Box aufgeladen werden. Es dauert etwa 45 Minuten, um bis zu 80 Prozent der Reichweite zu erreichen.
Technologietransfer aus dem MotoGP
Das Hinterrad wird von einer 4,8 Kilogramm schweren Aluminiumschwinge geführt, deren Geometrie derer der Ducati Desmosedici entspricht, die in der MotoGP eingesetzt wird. Federung und Dämpfung übernimmt ein voll einstellbares TTX36 Federbein von Öhlins.
Als Vorderradaufhängung dient eine Upside-Down-Gasdruckgabel des Typs Öhlins NPX 25 mit einem Standrohrdurchmesser von 43 Millimetern. Diese Federgabel wird auch in der Superleggera V4 eingesetzt.
Die Bremsanlage wurde von Brembo eigens für die spezifischen Anforderungen der MotoE-Maschine entwickelt. Vorne sind zwei Stahlscheiben mit einem Durchmesser von 338,5 Millimetern verbaut. Der innere Ring verfügt über Kühlrippen, um die Wärme besser abzuleiten. Es sind zwei GP4RR M4 32/36 Bremssättel verbaut, die über eine PR19/18 Radial-Bremspumpe bedient werden. Am Hinterrad wirkt der P34 Bremssattel auf eine Einzelscheibe mit 220 Millimetern Durchmesser, der über eine PS13 Bremspumpe angesteuert wird.
Die Teams können ihre Motorräder auch mit einer optionalen hinteren Bremsbetätigung am linken Lenkerstummel ausstatten, die der Fahrer als Alternative zur Fußbremse verwenden kann.
»Die Herausforderungen des neuen Jahrtausends meistern«
Vincenzo De Silvio, Direktor für Forschung und Entwicklung bei Ducati: »Für Ducati ist die Möglichkeit, Ausrüster des FIM MotoE World Cup zu werden, nicht nur ein technologisch spannendes Unterfangen, sondern auch der beste Weg, um die Herausforderungen des neuen Jahrtausends zu meistern. Der Rennsport ist das ideale Terrain für die Entwicklung innovativer Technologien, die dann auf Serienmotorräder übertragen werden können. Die wichtigsten Herausforderungen in diesem Bereich sind nach wie vor die Größe, das Gewicht, die möglichen Reichweiten der Batterien und die Verfügbarkeit von Ladenetzen. Die Erfahrungen von Ducati im FIM MotoE World Cup werden die Produktforschung und -entwicklung sowie die Entwicklung von Technologie und Chemie wesentlich unterstützen. Die Förderung des internen Know-hows des Unternehmens ist bereits heute unerlässlich, um bereit zu sein, wenn die Zeit gekommen ist, die erste elektrische Straßenmaschine von Ducati in Produktion zu bringen.«