1988 hielt mit dem als Sonderausstattung für die K100-Modelle von BMW angebotenen ABS das erste Assistenzsystem Einzug in den Motorradbau. Wenngleich auch andere Motorradhersteller einige Jahre später auch Antiblockiersysteme für ihre Fahrzeuge entwickelten, ließ die flächendeckende Verbreitung noch lange auf sich warten. Die Akzeptanz in der Motorradszene war zunächst gering, der Aufpreis schien vielen Käufern nicht gerechtfertigt, da der enorme Nutzen des Systems nicht erkannt wurde.
Mit der Selbstverpflichtung von Honda im Jahr 2004, ab 2010 alle Fahrzeuge mit ABS auszustatten, nahm das Thema Fahrt auf. BMW rüstete ab 2013 seine gesamte Flotte standardmäßig mit ABS aus. Seit 2016 ist das Antiblockiersystem gesetzlich für alle Motorräder > 125 Kubik vorgeschrieben. Und auch unter den Motorradfahrern dürfte es kaum noch jemanden geben, der die lebensrettende Wirkung des Systems in Zweifel zöge.
Intelligent Transportation Systems (ITS)
Unter Intelligent Transportation Systems (ITS) wird das Erfassen, Übermitteln, Verarbeiten und Nutzen verkehrsbezogener Daten mit dem Ziel der Organisation, Information und Lenkung des Verkehrs unter Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien bezeichnet.
Während das ABS im Motorradbau lange Zeit als einziges verbautes Assistenzsystem eine Sonderstellung genoss, drängt aus dem Automobilsektor seit wenigen Jahren eine ganze Flut neuer Ideen in den Zweiradbereich. Hinzu kommen Ansätze, die auf neuen telematischen Technologien basieren, die nicht zuletzt im Vorgriff auf das automatisierte Fahren entwickelt werden.
Neben technischen Lösungen, die Gefahren aus der Fahrdynamik des Motorrades reduzieren sollen – verbesserte ABS und Antischlupfregelungen – liegt ein weiterer Entwicklungsschwerpunkt auf Systemen, die weit über das einzelne Fahrzeug hinausgehen. Diese tauschen Daten mit der Infrastruktur sowie anderen Verkehrsteilnehmern aus und sind in der Lage, Warnmeldungen zu generieren. Auch an Lösungen, die massive Eingriffe in das Fahrverhalten des Motorrades vornehmen (Stichwort: Autonomes Notbremssystem) wird ebenso geforscht wie an Systemen, die die Fahrzeugnutzung unterbinden können (Alkoholsperre).
Themenfelder der FEMA ITS Survey 2019 (Auswahl)
Kurvengeschwindigkeitswarnung, Objekterkennung, Head-up-Display, Sichtverbessernder Helm Verkehrszeichenerkennung, Adaptives Kurvenlicht, Kontinuierliche Stroboskopbeleuchtung, Verzögerungsanzeige, Kollisionsvermeidung, Geschwindigkeitsbegrenzungssysteme, Adaptiver Geschwindigkeitsregler, Airbagjacke, eCall
Die FEMA (Federation of European Motorcyclists’ Associations), der Dachverband der europäischen Motorradfahrervereinigungen, möchte nun wissen, in welchem Maße Motorradfahrer über die neuen Technologien informiert sind und welche Meinung sie zu den unterschiedlichen Lösungen haben. Die in Brüssel ansässige FEMA versteht sich als Lobby der Motorradfahrer und versucht auf EU-Ebene Gesetzgebungsprozesse motorradfreundlich mitzugestalten.